8 Fragen zu Bio-Baumwolle

19. März 2018

Was sind eigentlich die Vorteile von Bio-Baumwolle und was unterscheidet sie von normaler Baumwolle? Bloggerin Anina Mutter und Nachhaltigkeitsexperte Tobias Meier klären auf.

Dass nachhaltig produzierte Bio-Baumwolle besser ist als die Herkömmliche, ist naheliegend. Aber was genau der Unterschied bzw. die Vorteile sind, ist nicht immer ganz klar. Um Licht ins Dunkel zu bringen, hab ich mich mit dem Experten Tobias Meier unterhalten, der sich seit vielen Jahren für faire Bedingungen im Bereich Baumwolle einsetzt. Tobias Meier ist Senior Projektleiter «Grüne Wirtschaft» bei der Nachhaltigkeitsberatungsfirma ecos und Präsident von Swiss Fair Trade, der Branchenorganisation der Akteure im Fairen Handel in der Schweiz.

8 Fragen, die ich zum Thema Bio-Baumwolle schon immer einmal stellen wollte:

1. Wieso ist Bio-Baumwolle gut fürs Gewissen?

Wenn du dich für Bio-Baumwolle entscheidest, tust du automatisch etwas Gutes – also eigentlich genau so, wie wenn du ein Fairtrade-Produkt kaufst – mit deinem Einkauf setzt du dich für eine intakte Umwelt ein. Meist wird bei Bio-Baumwolle dann auch bei der Weiterverarbeitung auf Nachhaltigkeit geschaut. Sprich, die Baumwolle wird zum Beispiel in nachhaltigen Spinnereien und Webereien verarbeitet oder mit unschädlichen Farben gefärbt. Manche Leute haben auch das Gefühl, dass sich Bio-Baumwolle auf der Haut besser anfühlt. Rein wissenschaftlich kann dies nicht bewiesen werden, aber ein gutes Gewissen hat wohl definitiv auch einen Einfluss auf den Tragkomfort.

2. Wieso ist Bio-Baumwolle gut für die Umwelt?

Beim Bio-Baumwollanbau wird die Bodenfruchtbarkeit erhalten oder sogar noch gestärkt. Es gibt keine Monokulturen und es wird mit Rotationsfrüchten und Brachen gearbeitet. Der Boden hat also auch immer wieder die Möglichkeit sich zu erholen. Böden und Grundwasser werden nicht mit Pestiziden, Insektiziden, Entlaubungsmitteln oder Kunstdünger verschmutzt. Bio-Baumwolle ist die ideale Einkommensquelle für Kleinstbauern in Indien, Pakistan, Afrika und Lateinamerika. Im Bio-Landbau, wie übrigens auch bei Fair Trade Baumwolle, ist der Einsatz von Gentechnik verboten. Mittlerweile sind erschreckende 70% der Baumwolle weltweit gentechnologisch verändert.

3. Wieso ist Bio-Baumwolle besser für die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern?

Mit Bio-Baumwolle können sich vor allem die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Afrika, Indien und Pakistan ein sinnvolles Einkommen ermöglichen. Sie müssen sich nicht so stark für Pestizide und Düngemittel verschulden. Auch Bio-Saatgut kann selber und günstiger hergestellt werden. Die Baumwollbauern (es sind meist Familien, nicht Angestellte) konzentrieren sich nicht nur auf eine Crop, die Baumwolle, sondern müssen auch Diversifizieren, also Fruchtfolge machen. Um genügend Naturdünger zu erhalten, ist es auch sinnvoll, eine Anzahl Tiere zu halten. Tiere sind auch so etwas wie eine Lebensversicherung.

Bio-Baumwolle ist ideal für Bäuerinnen. Deren Anteil ist viel grösser als beim konventionellen Anbau. Zugang zu Krediten und Pestiziden etc. ist häufig nur für Männer möglich. Da die Frauen für die Nahrungsherstellung zuständig sind und mit Kleinkindern hauptsächlich zu tun haben, werden sie von Arbeiten mit Chemikalien ferngehalten, um sich, die Kinder und die Nahrung nicht zu vergiften. Beim Bio-Anbau ist das anders, da können die Frauen selber mitmachen, ein eigenes Einkommen generieren und damit auch selbständiger werden. Gerade auch für ausgeschlossene Frauen ist das eine grosse Chance. Noch besser für die Baumwoll-Bäuerinnen ist die Kombination von Bio mit Fair Trade, also der Bezahlung eines existenzsichernden Mindestpreises und einer Fairtrade-Prämie für die Produzentengruppen.

4. Wie kann ich Bio-Baumwolle von herkömmlicher Baumwolle unterscheiden? 

Rein von der Baumwolle her ist das (analog zu den Nahrungsmitteln) nicht möglich. Mit Tests kann aber teilweise Gentechnik nachgewiesen werden, allenfalls auch Rückstände von Pestiziden etc. an der Rohbaumwolle und Faserbaumwolle (nach der Entkernung). Nach der Spinnerei ist das sozusagen unmöglich. Die Baumwolle sollte also aus «kontrolliert biologischem Anbau» kommen. Es ist hier analog der Bio-Landwirtschaft.

Üblich ist eine Kontrolle nach EU-Richtlinien (oder NOP in Nordamerika). GOTS ist zum Beispiel ein anerkanntes Label, das die gesamte, vertikale Wertschöpfungskette berücksichtigt und kontrolliert. Auch Bio-Baumwolle in Kombination mit Fair Trade Baumwolle bietet hohe Sicherheit, da hier der Warenfluss von zwei Systemen kontrolliert wird.

5. Was also sind die Unterschiede zwischen herkömmlicher und biologischer Baumwolle?

Es ist derselbe Unterschied, der auch zwischen konventionellen und Bio-Nahrungsmitteln besteht, nur, dass im konventionellen Baumwollbereich noch intensiver mit Chemikalien umgegangen wird. 25% Insektizide und 12% Pestizide weltweit werden auf den 2,5% Baumwollflächen ausgegeben. Bei konventioneller Baumwolle ist 70% Gentech-Baumwolle.

6. Ist Bio-Baumwolle automatisch auch fair? 

Es gibt einige erwähnte Elemente, die zeigen, dass Bio-Baumwolle schon deutlich sozialer und dementsprechend fairer ist als konventionelle Baumwolle. Die Erträge bei der Bio-Baumwolle sind häufig kleiner als im konventionellen Anbau. Deshalb ist ein gerechter Preis wichtig. Dieses Element des Preises ist aber nicht Bestandteil des Bio-Reglements. Ideal ist also zum Beispiel das GOTS-Label in Kombination mit dem Fair Trade Label.

7. Wäre es möglich den weltweiten Baumwoll-Bedarf biologisch abzudecken? 

Wahrscheinlich nicht. Die Erträge sind im Durchschnitt tiefer als im konventionellen Anbau, aber dank dem schonenderen Umgang mit dem Boden sollten diese stabil bleiben und können mittelfristig gesteigert werden. Es braucht ganz generell ein Umdenken in der Textilindustrie und vor allem auch beim Konsumenten: Länger tragen, weniger kaufen, im Kreislauf denken. Dies in Verbindung mit Bio-Baumwolle kann dazu führen, dass die Textilindustrie wieder nachhaltig werden kann.

Berücksichtigt werden muss auch die Nahrungssicherheit in den Produktionsländern. Im Vordergrund soll die Selbstversorgung stehen, die Produktion von Lebensmitteln. Bio-Baumwolle ist ein wichtiges Ergänzungsprodukt (Cash-Crop, um gutes Einkommen zu kreieren). Da es sich in Afrika und teilweise auch in Indien um eine sehr extensive Landwirtschaft handelt, ist das Potenzial zur Produktionssteigerung aber riesig. Momentan ist der Marktanteil bei 1%. Dieser kann aber gut kurzfristig auf 20% erhöht werden.

8. Braucht Baumwolle wirklich so viel Wasser und ist das bei Bio-Baumwolle genauso problematisch oder besser? 

Bio-Baumwollanbau hat keine Richtlinien für Wasserverbrauch. Es ist also nicht per se gut im Vergleich zum konventionellen Anbau. Gerade in Indien und Westafrika lebt man von Regenbewässerung – womit man natürlich auch abhängig vom Wetter und Klimawandel ist –, da ist das Wasserproblem nicht so gross. Bezüglich Wasser ist ein grosser Vorteil, dass beim Bio-Anbau das Grundwasser nicht verschmutzt wird. Ausserdem sind die Böden beim Bio-Anbau fruchtbarer und nehmen mehr Wasser auf. Es also weniger Wasser gebraucht.

Du hast noch weitere Fragen zum Thema Bio-Baumwolle? Oder zum Thema Nachhaltigkeit ganz allgemein? Gerne kannst du mir eine E-Mail an anina@blossik.com schicken.

– Autorin –

Auf ihrem Blog «blossik.» schreibt Anina über einen nachhaltigen Lifestyle für ein bewusstes, friedliches Leben. Dabei greift sie  immer wieder inspirierende Menschen, Projekte und Produkte auf. Ihr Ziel ist es, ihre Gedanken und Ideen zu teilen und ihren Lesern auf verspielte Art und Weise Inspiration und Denkanstösse mit auf den Weg zu geben.

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